Vorbemerkungen
I. Fiktion "Mainzer Republik"
II. Einleitung zur Faktendarstellung
Die 15 Herrschaften an der französischen Ostgrenze wurden ab 1792 von revolutionären Truppen mit dem Ziel der Einverleibung nach Frankreich und Ausplünderung besetzt. So auch am 21. 10. 92 der Überfall auf das linksrheinische Gebiet des Mainzer Kurstaates. Von Anfang war alles darauf gerichtet, mit Hilfe von Kollaborateuren die Bevölkerung zu unterjochen und auszuplündern. Mit Drohungen und Fingierungen an allen Fakten vorbei sollten demokratische Abläufe vorgetäuscht werden. Die Abstimmung vom Februar 1793 zur französischen Frage war eindeutig: 92% der Stimmberechtigten blieben den Mainzer Wahllokalen fern. Diejenigen, die den Eid auf auf die frz. Verfassung ablehnten, wurden aller mobilen und immobilen Werte enteignet und mit dem gesamten Hausstand aus der Heimat vertrieben. Das waren in der Zeit vom Februar bis Juni über 10.000 Personen. Allein im Stadtgebiet sind 25 Vertreibungsdaten nachgewiesen, davon 15 mit rund 7000 Vertriebenen. Bei den übrigen sind die Zahlen nicht bekannt, ebenso wie weitere nicht fassbare Vertreibungsdaten. Die in den Landgebieten umherschweifende 50 Subkommissare (= Klubisten, auch Forster) waren ebenfalls mit Eid und Vertreibung befasst. Im Einzelnen wird auf die Abschnitte insbesondere zu Forster verwiesen („…Vertreibungen bis zur Entvölkerung“).
Allein mangels Alternative konnte es keine Wahl, nur Abstimmung ohne weitere Auswirkungen geben. Nach der nahezu völligern Abkehr der Bürger, aber im wesentlichen wegen der Fremdbestimmung. gefordertem Eid und Pressionen war der am 17. 3. eingerichtete Konvent unzulässig, rechtswidrig, ohne Legitimierung, ebenso wie der am 18. 3. zur Gebietsumschreibung beschlossene Freistaat, der noch am gleichen Tag wegen der konkretisierten Einverleibung nach Frankreich konterkariert wurde. Ein Freistaat kam auch aus mehreren sonstigen Gründen nicht zustande. Von Republik nirgendwo die Rede, hat auch mit Freistaat nichts zu tun. Einverleibung am 30. 3. 93: Ende aller Konstrukte.
Die vielberedete „Mainzer Republik“ oder demokratische Abläufe gab es nicht. In den jeweiligen Abschnitten (VI., VII, XIII, XIV, XVI) erfolgt eine differenzierte Auseinandersetzung. Dieser Begriff wurde erst etwa 170 Jahre nach der französischen Besatzungszeit 1792/93 in der DDR erfunden und konsequent verwendet, um entsprechend des Staatskürzels eine demokratische Republik geltend machen und diesbezügliche historische Legitimation herleiten zu können. Ähnlich der Rückgriff auf die Bauernkriege 1525.
Der mit diesem Nachweis beauftragte Präsident der DDR-Historikerkommission, Heinrich Scheel, hat in 3 Bänden über 1500 Seiten mit Kreierung einer „Mainzer Republik“ in dem gewünschten Sinn geliefert, damit auch die Mainzer Geschichtsschreibung mit der 1980 „republikanisch“ dekorierten Heunensäule auf dem Marktplatz beeinflusst. Aus 1792/93 ist weder faktische noch beabsichtigte Republik (= Regierungsform, s. Definition) bekannt, gab es nicht. Alle „Dekrete“ im Namen des Konvents.
Anfang der 1990er Jahre hat sich Scheel von seinem Werk distanziert, er sah sich als Magd der Politik instrumentalisiert und hat sich danach nicht mehr zum Thema geäußert. Damit war auch die Erfindung „Mainzer Republik“ hinfällig, wurde dieser Begriff aber ohne jede faktische und rechtliche Verwurzelung gewohnheitsmäßig weiterverwendet. Insofern hat die DDR-Propaganda Wirkung gezeigt. Scheels Abkehr ging an Mainz spurlos vorbei.
Am 18. 3. 2013 wurde der Deutschhausplatz in Mainz umbenannt in "Platz der Mainzer Republik" mit der Begründung, dass am 18. 3. 1793 eine Republik beschlossen und vom Balkon des Deutschhauses ausgerufen worden sei. Das war erkennbar nicht der Fall. Beschluss und Ausrufung betrafen einen unlegitimierten und auch im übrigen rechtswidrigen "Freistaat", hat mit Republik nicht das Geringste zu tun.
Was es nicht gab kann auch keine Wirkung entfalten. Zu dieser Farce und im weiteren s. unten.
II. Die folgende Darstellung befasst sich mit den behaupteten demokratischen Abläufen und Intentionen im französisch besetzten linksrheinischen Gebiet des Mainzer Kurstaats 1792/93. Darum und nicht um weitere Facetten geht es, auch wenn sich viele Bereiche überschneiden und ineinandergreifen.
„Die erste demokratische Republik Deutschlands war die von Weimar“.
(Zitat nach Prof. Winkler, aktueller deutscher Historiker)
Das erste frei gewählte deutsche Parlament konstituierte sich 1848 in der Frankfurter Paulskirche.
1832 demokratischer und patriotischer Willen in Hambach: einziges, freies Vaterland.
1793 „Mainzer Republik“?
Der Demokratiegedanke überstand alle Diskreditierungen durch die Diktaturen von 1792/93 und des 20. Jh.
Die von Veränderungen und Auswirkungen betroffenen Menschen und deren Willen sind Parameter. Nur valide, belastbare und reproduzierbare Fakten aus sicheren primären und sekundären Quellen zählen.
Die Belege sind in Fülle und Ergebnis eindeutig und aussagekräftig. Von Fakten nicht gedeckte Propaganda, scheinbare Erklärungen, interessegesteuerte Ausdeutungen und weltanschauliche Vorgaben außerhalb objektivierbarer Befunde müssen unberücksichtigt bleiben.
Ausgangslage:
Am 18. 3. 2013 wurde der bisherige Mainzer Deutschhausplatz in „Platz der Mainzer Republik“ (PdMR) umbenannt. Mit welcher Berechtigung ist im Nachfolgenden untersucht.
Festzustellen war, inwiefern die Bevölkerung der besetzten Gebiete Ziele und Methoden der Franzosen akzeptierte und zeitgenössische demokratische Abläufe sowie Ergebnisse zu beweisen sind.
Es war keine allen formalen und stilistischen Kriterien entsprechende Abhandlung, auch keine besondere literarische oder akademisch/wissenschaftliche Qualität beabsichtigt. Die Form sollte für nachhaltige und permanente Einfügung aller weiter zufließenden relevanten Informationen auch zur Veröffentlichung in Medien wie Wikipedia und allgemeinem Internet offen und veränderlich bleiben. Primär geht es um die Faktendarstellung. Die ist in den unterschiedlichen Aspekten und Abschnitten allgemeinverständlich und passend angelegt. Die zahlreichen Nachweise, Zitate und breitere Darstellungen liegen in der Natur der Sache.
Gelegentlich führt die Menge der Fakten zu wiederholtem Ansprechen und Verknüpfen in unterschiedlichen Abschnitten, um erst an spezifischer Stelle behandelt und gelöst zu werden.
Vorteil dieser Verfahrensweisen ist die Abkehr von statischer Darstellung zum dynamischen, aktuelle Erkenntnisse berücksichtigenden Prozess. Die Informationssteuerung durch ideologische Vorgaben in einschlägigen Publikationen sind Warnung, bedingen Skepsis und kritische Betrachtung, sind zu wiederholtem Abgleich notwendig. Hieraus folgende Diskussionen könnten durchaus Gradmesser demokratischer Fähigkeiten und des Willens zum objektivierbaren Befund sein.
Weil die „Mainzer Republik“ je nach Ausrichtung unterschiedlich qualifiziert wird, soll den Interessierten ohne fachliche, weltanschauliche oder politische Vorkenntnisse mit dieser Ausarbeitung ein Überblick ermöglicht werden – so wie er sich aus der faktenorientierten, die Lebenswirklichkeit spiegelnde Sicht ergibt.
„Das Studium der Vergangenheit ist von den Leidenschaften der Gegenwart zu trennen“. (Ranke)
Sofern Polemik statt wissenschaftlicher Diktion bemängelt wird, so ginge das fehl, letztere ist mitnichten Qualitätsmerkmal. Bei dem übergangenen Unrecht an Mainzern Bürgern und deren Leid ist innere Anteilnahme zwangsläufig. Im Übrigen finden in anderen europäischen Ländern - z.B. Frankreich - Auseinandersetzungen auch zwischen Fachwissenschaftlern nahezu üblicherweise polemisch statt, ist auch für den hiesigen historischen Diskurs nachgewiesen (s. „Historische Zeitschrift“, 229. Band).
Ex-Bundespräsident Gauck forderte in einer Weihnachtsansprache Zivilcourage und Solidarität als Bürgertugenden ein. Er selbst hatte jahrzehntelang in einem als Demokratie ausgegebenen System gelebt. In Wirklichkeit waren die Menschen dort nachhaltig unterdrückt und ihrer Meinungsfreiheit beraubt. 1793 ließen sich die Menschen lieber zu Tausenden deportieren und in das Elend werfen statt gegen ihr Gewissen zu handeln und einen von ihnen als widrig empfundenen Eid auf die Grundsätze der französischen Verfassung zu leisten.
Ab Ende März 1793 wurden in dem ganz kurz währenden und auf die Stadt beschränkten angeblichen und einmal unterstellten Freistaat in mehreren umfassenden Beschlüssen Enteignungen mit Massendeportationen durchgesetzt. Durch Flucht und die Vertreibungen reduzierte sich von Herbst 1792 bis Sommer 1793 die Bevölkerung von 23.000 auf weniger als die Hälfte. Ab Februar konnte die Stadt von Zivilisten nur noch mittels Deportationen, Paß oder heimlich verlassen werden.
Die verfolgten Menschen sind für ihre Courage und Überzeugungstreue zu bewundern. Denen gebührt unsere Anerkennung und nachträgliche Solidarität. Darauf und nicht auf Abenteurer sollte die Stadt Mainz stolz sein. Die Opfer werden unterschlagen und verraten, die Täter mit ihrer Skrupellosigkeit gegenüber der Bevölkerung geehrt. Unkenntnis, bewusste Politik? Die wirklichen Interessen von Stadt und Bürgern stehen hintan. Doch Fakten lassen sich auf Dauer nicht verschweigen.
Die Verhältnisse von 1792/93 und ihre Auswirkungen auf die Menschen der damaligen Mainzer Gesellschaft und der Umlande werden beleuchtet: „Geschichte von unten“ - auf die Bevölkerung bezogen, deren Situation reflektierend. Die Suche nach passenden Übereinstimmungen mit einer bevorzugten Weltanschauung ist widrig, allein die objektivierbare Lebenswirklichkeit darf Richtschnur sein.
Um eine möglichst authentische Überprüfung zu gewährleisten sind viele Beschlüsse, Dekrete und Berichte im originalen Wortlaut, passend zum Text eingefügt. Das sind maßgebliche Quellen, die unverfälscht zu Intention und rücksichtsloser Durchsetzung der Besatzerinteressen gegenüber der Bevölkerung informieren. Auf die mehrfache Darstellung gleichartiger und ähnlicher Verbrechen sowie Bedrückungen wurde verzichtet. Deren Inhalt ergibt sich aus den Recherchen, die Fakten sind festgehalten
Die „Menschen- und Bürgerrechte“, von Franzosen und Klubisten ständig im Mund geführt, sind in gröbster Art und Weise nicht nur missachtet, sondern zynisch umgekehrt worden.(s. Anhang Menschenrechte). In der Besatzungszeit war gegenüber der Bevölkerung Lüge und Schwindel systematisch, Ausbeutung und Unterdrückung Alltag.
Theorien müssen sich an den Fakten messen lassen. Ist hiernach kein positiver Beweis zu führen sind alle Spekulationen wertlos (s. Anhang Menschenrechte)
Vorgaben, Auslegungen, Meinungen – Despotie statt Selbstbestimmung
Dr. Franz Dumont hat in seinem Lebenswerk „Die Mainzer Republik“ (s. 2. Auflage v. 1993) eindeutig aufgrund der ermittelten Fakten dargetan, warum es sich nicht um demokratische bzw. durch die Bürger selbst beeinflusste Abläufe handelte, vielmehr allein französische Interessen gegen den Willen und auf dem Rücken der Bevölkerung mit Gewalt durchgesetzt wurden. Sein Urteil ist eindeutig: Spätestens mit den Dezemberdekreten waren alle demokratischen Intentionen ausgeschlossen, ging es jetzt offen um die zwangsweise Einverleibung nach Frankreich, ausdrücklich gegen die Bevölkerung.
Die Negierung von interessierter Seite mit einigen unklar zustande gekommenen Sätzen in einem Lokalblatt offenbart die Hilflosigkeit gegenüber den eindrucksvoll und umfangreich dokumentierten Fakten. (s. Anhang XIII.: Dokumentation zu Dumont)
In der Schriftenreihe des Landtags RLP 2013 ist Dumont zutreffend und erhellend zitiert, „...dass Mitte Februar 1793 Franzosen und Jakobiner versuchten, ihre Ziele - „Revolution“ und Vereinigung mit Frankreich - durch eine „Zwangsbefreiung“ zu erreichen“. Wer sich ihr widersetzte, musste Ausweisung und Enteignung befürchten.
„Zwangsbefreiung“ - ein Widerspruch in sich, typische Okkupationsterminologie (s. unten). Damit ist konzediert, dass von einer freien Selbstbestimmung des Volkes und gar einer Republik keine Rede sein darf. Der „Platz der Mainzer Republik“ (PdMR) hätte schon deshalb keine Berechtigung.
Eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem umfangreichen Schrifttum war nicht beabsichtigt, bedurfte es bei der klaren Faktenlage auch nicht. Annahmen, Ausdeutungen, Absichten, weltanschauliche Interpretationen sowohl der Franzosen und ihrer Helfer als auch heutiger Exegeten können für sich allein keine Rolle spielen. Die von der Besatzung, deren Zwängen und Maßnahmen betroffenen Menschen stehen im Mittelpunkt, nur um deren Schicksal kann es gehen.
In einer Zeit aktuellen Flüchtlingselends wäre auch den vielen tausend Bürgern, die wegen ihrer Überzeugung von den Franzosen und ihren Helfer verfolgt, enteignet und aus der Heimat in das Elend geworfen wurden mit Empathie zu begegnen. Die bleiben aber im Vergessen, „passen nicht“. Stattdessen wird der Täter gedacht.
Umkehrung der Werte: Die Bevölkerung hat schwer gelitten, Nutznießer waren allein die Besatzer und deren Vollstrecker. Der gelegentlich zu hörende „Demokratieversuch“ ist aus Verzweiflung geborene Scheinerklärung. Es ist mit Händen zu greifen, dass alle Maßnahmen gegen das Volk zielten und mit gröbsten Mitteln die von den Franzosen vorgegebenen Ziele durchgesetzt werden sollten. Abweichende Meinungen wurden bestraft.
„Demokratieversuch“ als Worthülse passt exakt in die Vernebelungsversuche der Besatzer. Die „Erklärer“ machen sich damit gemein. Wer soll denn hier was und wie konkret versucht haben? Das Volk hat selbst über sein Schicksal zu bestimmen – sofern von Demokratie die Rede sein soll. Demokratie bedingt Demos. Die Fakten sind unbestechlich. Zu keiner Zeit hatte die Bevölkerung Gelegenheit zu einer eigenen Entscheidung. Vielmehr wurde mit allen Manipulationen versucht, den Willen der Besatzer und Anschluss nach Frankreich mit Gewalt und Finten durchzusetzen, nachdem sich die Menschen gegen dieses Ansinnen sperrten – und das zynischerweise als demokratisches Beginnen bezeichnet wird.
Es war den Franzosen jederzeit unbenommen, die massive Unterdrückung aufzugeben, die Bevölkerung wirklich demokratisch agieren, ohne Zwänge abstimmen zu lassen, nicht nur einen „demokratischen Versuch“, sondern echte Selbstbestimmung zu starten.
Natürlich konnte das nicht in Frage kommen, das wäre ein eindeutiges Votum für den Kurstaat geworden. Die im Vergleich zu Frankreich bedeutenden Annehmlichkeiten, Freiheiten und toleranten Strukturen verbunden mit nur geringen Abgaben ließen das erwarten. Die aktuelle Wissenschaft spricht von Mainz als dem modernsten Staatsgebilde seiner Zeit (s. Abschnitt „Kurstaat“). Die eingeflehten „Demokraten“ und Helfer fürchteten sich vor wirklicher Demokratie. Mit Waffengewalt aufoktroyiertes Verhalten, vorgegebene Bedingungen und nachhaltiges Betreiben eigennütziger Ziele haben mit Demokratie nicht das Geringste, aber alles mit Unterdrückung und Diktatur zu tun.
Die Rückeroberung durch deutsche Truppen im Juli 1793 war ersehnte und bejubelte Befreiung von Terror und Unterdrückung (s. Dumont „Die Mainzer Republik“ S. 589 f.)
DDR und „Mainzer Republik“
Die Diskussion zu 1792/93 flammte ab den 1960er Jahren auf, weil nach SED-Weisung die betreffenden Vorgänge als „erste Demokratie auf deutschen Boden“ und marxistische Vorform, als Wegbereiter der DDR und die als „Erbe“ gedeutet werden sollten.
„Von dort wurde Mainz als demokratisches Zentrum deklariert, das sich in einer proletarischen Revolution gegen den klassenfeindlichen Feudalismus erhoben habe und in einem Forsterrummel ohnegleichen diesen Mann zu einem Vorkämpfer des roten Fortschritts gegen die schwarze Reaktion machte“. (Mathy in „Mitteilungsblatt zur rheinh. Landeskunde“ 1964, S. 146)
Der Ostberliner Historiker Scheel, Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR und Präsident der Historiker-Gesellschaft der DDR erhielt den Auftrag zum Nachweis des postulierten Zusammenhangs und hat dazu in 3 Bänden mit über 1500 Seiten geliefert. Er darf als Erfinder der "Mainzer Republik" gelten (s. oben).
In Mainz hat sich F. Dumont mit dem gleichen Thema und analoger Intensität beschäftigt, wobei die unterschiedlichen Standpunkte auch kontrovers diskutiert wurden.
Hiesige Exegeten konnten das Werk von Scheel in seiner Bedeutung für die westdeutsche – Mainzer – Rezeption gar nicht überschätzen. So hat auch der damalige Mainzer Kulturdezernent 1980 geglaubt, die „Republik“ an der zentralen Heunensäule vor dem Mainzer Dom entgegen der wirklichen Bedeutung überdimensioniert darstellen zu müssen (s. dort). Die Schriftenreihe des Landtag RPL 55, S. 99-114 weist nach, wer und wie aufgrund der als maßgebend angesehenen Scheel´schen Arbeiten von einer Mainzer Republik als demokratischer Vorform überzeugt sein wollte.
Ob vorgebliche „Mainzer Republik“ oder DDR: Bei beiden handelte es sich um ähnliche Diktaturen mit gleicher elender Unterdrückung und rücksichtslosem Umgang mit den Menschen - jeweils durch eine Besatzungsmacht initiiert und gestützt. Die Systeme waren in Auffassung und Ausprägung sehr ähnlich, deshalb der DDR-Rekurs. S. auch Abschnitt XIV: Die DDR ist mit Recht im historischen Orkus verschwunden, ihr Untergang wurde von den eigenen Bürgern bejubelt – wie die Mainzer beim Abzug der Franzosen und Rückeroberung jubelten. Die Parallelen zur „Republik“ liegen auf der Hand. In beiden Fällen schiere, menschenverachtende Systeme. Daran kann bemühte Umfärbung und Ausdeuterei nichts ändern: Die Quellenlage ist eindeutig.
Auf die Abschnitte unter den Titeln Kurstaat, Jakobinerklub und Machtpolitik wird verwiesen.
Insofern reflektierten die DDR-Ergebnisse unmittelbar in die politisch hierfür zugänglichen Köpfe. Die liebgewordene, eigene Bedeutung generierende Anschauung verfestigte sich, ließ für kritische Überprüfung keinen Platz.
Die „Mainzer Republik“ ist objektiv ohne Wert, erledigt: Scheel als deren Vater und seitenlang zitierter Kronzeuge hat die Diskussion nach der Wende endgültig beendet. Im Februar 1990, wenige Monate nach dem Fall der Mauer, zog er auf einer Mitgliederversammlung der Historiker-Gesellschaft eine deprimierende Bilanz: Die Historik, so tadelte er sich und seine Kollegen, habe in der DDR zu den Wissenschaften gehört, „die in besonderem Maße zur Magd der Politik herabgewürdigt wurden“ ( s. oben). Wie das geschehen konnte, ist nachzulesen in einer umfangreichen Untersuchung des Potsdamer Zeithistorikers Martin Sabrow. Eine bedrückende Lektüre: Noch nie zuvor ist die Zurichtung der Geschichtswissenschaft auf die Bedürfnisse der SED-Diktatur so eindringlich und umfassend dargestellt worden. Am Ende des sich über zwei Jahrzehnte erstreckenden Prozesses stand die Etablierung einer systemkonformen Historiografie, die mit den „bürgerlichen“ Fachtraditionen grundsätzlich gebrochen hatte und keinen Widerspruch in den eigenen Reihen mehr duldete (Sabrow, Das Diktat des Konsens, Geschichtswissenschaft in der DDR v. 49-69, Oldenbourg-Verlag, s. unten) Signifikante Beispiele sind die vor ihrer endgültigen Abgabe immer wieder umgeschriebenen Berichte zu vorgegebenen Themenkreisen, bis sie dem gewünschten Ergebnis entsprochen haben. (S. 405 a. a. O.) Diese Übung lässt sich auch bei Forsters „Ansichten von Niederrhein“ feststellen (s. Abschnitt Forster), die erst 1794 entsprechend redigiert erschienen.
1990/92 gestand Scheel, er habe nicht gewusst, wie intensiv die Staatssicherheit das politische Leben durchdrungen hatte (Quelle s. unten zu Zeit-online/Haasis anarchopedia).
Scheel handelte ohne Not. Allein aufgrund seines Alters durfte er durch seinen Umschwung in der Bundesrepublik nichts erwarten. Bitterkeit wegen seiner Instrumentalisierung durch die SED? Scheel hätte wie viele andere Funktionsträger der DDR stillschweigend seine Arbeiten ohne Kommentar stehen lassen können. Er hat aber Klarheit vorgezogen. Danach äußerte er sich zu dem von ihm in der DDR beackerten Feld nicht mehr. Dabei war er noch mit einer auf 3 Bände geplanten Quellenedition befasst, die im Licht der neuen Erkenntnisse unterblieb (Fehrenbach „Entdeckung des deutschen Jakobinismus“ v. 92 S. 158).
Die Literatur zeigt, wie die SED durchregierte. Ergebnisse solcher Manipulationen sind unbrauchbar. 84.)
(s. ZEIT-online, Zeit-Archiv, Jg. 2002 Ausgabe 05: „Zur Magd der Politik degradiert“ / s. Martin Sabrow „Das Diktat des Konsenses“: Geschichtswissenschaft in der DDR 1949-1969, Oldenbourg Verlag, München 2001.“Über die Zurichtung der DDR-Historiker auf die Bedürfnisse der SED“
Damit sind Überlegungen und Schlussfolgerungen zu einer – hier fingierten - „Republik“ erledigt!
Quellen zu 1792/93 sind gut erreichbar und präsent. Die Fakten offenkundig. Ein Blick darauf hilft.
Scheels Abgesang und Zertrümmerung des aus verschiedensten Versatzstücken konstruierten „Republikmythos“ blieb bisher ohne sichtbare Konsequenz.
Dabei ist auch ohne Scheels Klarstellung aufgrund der ermittelten Daten ein klares Bild zu gewinnen, das von übelster Unterdrückung, nachdrücklichen Manipulationen, Ausplünderung und Verhöhnung aller Menschenrechte spricht. Hier von demokratischen Abläufen bzw. von Vorform zu sprechen ist zynische Umdeutung.
Die hiesige zielorientierte Rezeption hält einer Kritik nicht stand. Frei zugängliche valide Fakten sind eindeutig. Der Gesamtbefund ist entscheidend.
Tenor: „Was ich nicht zur Kenntnis nehme existiert nicht“. So gelingt es, auch ärgste Unterdrückung mit vieltausendfacher „Säuberung von nicht linientreuen Bürgern“ als demokratisches Beginnen umzudeuten.
Das Ziel war den besetzenden Franzosen mit den Pariser Dekreten von 12/92 klar aufgegeben: Behauptung eines angeblichen Volkswillens zur Sanktionierung der zur Ausplünderung bitter benötigten Einverleibung der eroberten Gebiete. Während die auf Dauer kaum 150 bezahlten klubistischen Kollaborateure (s. Abschnitte Jakobinerklub/ Wahl) mit eher mehr statt weniger Gewalt den Vorgaben der Besatzer folgten, hat die überwältigende Mehrheit der Mainzer Bürger Rückgrat gezeigt. Im passiven Widerstand lehnten sie die übergestülpten Sichtweisen ab, boykottierten die mit allerlei nachdrücklichen Zwängen begleitete „Abstimmung“ und erduldeten eher die Schrecknisse von Enteignung und Deportation als ihre Gesinnung zwingen zu lassen.
Die herkömmliche Rezeption gefällt sich darin, vom gewünschten Ergebnis her zu formulieren, nicht in das Konzept passende Quellen zu vernachlässigen, zu verschweigen bzw. umzudeuten, klare Feststellungen zu negieren. So wurde die von der Bevölkerung und auch von Scheel abgehalfterte Sichtweise weiter transportiert, demokratische Abläufe behauptet und dabei das Elend und die Opfer eines gnadenlosen Regimes übersehen.
Durch Scheels offene Worte ist den DDR-Deutungen ein Riegel vorgeschoben, insofern den spezifischen Bemühungen die Grundlage entzogen. Allein valide Quellen und Fakten bleiben stehen, die lassen eine Rückkehr zum Republik- und Demokratieschwindel der DDR nicht zu.
Das ist besonders dann geläufig, wenn über Jahre und Jahrzehnte unkritisch und scheinhistorisch ein gewünschtes Ergebnis gepflegt, dorthin hantiert oder neue Erkenntnisse ausgebremst werden:
„Die lange währende Tendenz, einen vordefinierten Umgang mit der Revolutionsgeschichte zu pflegen, hat nach dem 2. Weltkrieg sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik ideologische Stützen … gesucht, um eine Legitimationsbasis vorweisen zu können. Bei diesem zielorientierten Vorgehen handelte es sich im Wesentlichen weniger um Fakten als um eine selektive Textauswahl“. Ein klares Wort!
(„Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz“, Freiburger Studien, Chocomelie S. 14/15)
Zur Rezeption der „Mainzer Republik“ insbesondere auf lokaler Ebene:
Wie sehr Wünsche oder Meinungen von außen das Überzeugungsbild beeinflussen hat der Forscher Watzlawick in Experimenten z. T. mit absichtlich erzeugter Desinformation für die Probanden auf einsichtige Weise die Bedeutung der Gruppenmeinung für die Urteilsbildung eines Einzelnen nachgewiesen. In Gruppen werden entweder eigene Meinungen denen der Gesamtgruppe angepasst oder es passiert Folgendes:
„Wenn wir nach langem Suchen und peinlicher Ungewissheit uns endlich einen bestimmten Sachverhalt erklären zu können glauben, kann unser darin investierter emotionaler Einsatz so groß sein, dass wir es vorziehen, unleugbare Tatsachen, die unserer Erklärung widersprechen für unwahr oder unwirklich zu erklären, statt unsere Erklärung diesen Tatsachen anzupassen“
(Watzlawick 1990: „Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen“. Piper Verlag, 18. Auflage S. 66ff.)
…meine Meinung steht fest. Verwirren Sie mich bitte nicht mit Fakten! Kennzeichen hiesiger Rezeption...
Auch die Männer der seit 1643 in Finthen belegten und bis heute im „Mainzer Land“ ansässigen Familie Lehr sollten zusammen mit anderen Bürgern dieses Ortes und der Umgebung 1793 zum Eid auf die frz. Verfassung gezwungen werden. Klubist Metternich hatte das mit Pressionen und militärischer Gewalt durchzusetzen. Misshandlungen, Haft in Mainz sowie Deportation der Sprecher konnten die Finther nicht beugen. Bürger flüchteten und versteckten sich bis zur Wiedereroberung durch die deutschen Truppen. Bis dahin waren frz. Soldaten in den Wohnungen und Häusern zwangseinquartiert. Dörfer und Felder wurden wiederholt verwüstet, die Obstplantagen zerstört. Die Abläufe sind detailliert belegt. Ein beglaubigtes zeitgenössisches Protokoll liegt vor (s. Anhang Bajonette in Finthen).
Die Moritz-Sippe, Ursprung der Familie Lehr mütterlicherseits, ist seit 1647 in Mainz durchgehend nachgewiesen. Ein Jakob Moritz war Unterzeichner der Zunftpetition vom 20. 3. 1793 an die Besatzer. (s. Anhang Petition der Zünfte)
Beide Familienzweige haben die Gräuel des pfälzischen Erbfolgekriegs 1688 mit Zerstörung von 1200 Städten und Dörfern zwischen Heidelberg und Mainz erlebt. Mainz war über ein Jahr von frz. Militär besetzt, Heere und marodierende Soldaten verwüsteten das Land, die Bürger wurden ausgesogen.
Johann „Jean“ Moritz wurde 1804 zu den napoleonischen Truppen zwangsrekrutiert. Dessen dokumentierte Erlebnisse mit Hintergrundinformationen zur Situation des französisch gewordenen Mainz sind in „Johann Jean Moritz - ein Mainzer in Napoleons Diensten“ veröffentlicht (Bonewitz-Verlag Mainz).
Ein weiteres Glied der Moritzfamilie war 1848 in Mainz und als Freischärler in der bürgerlichen Revolution aktiv, musste - ebenso wie die führenden Demokraten - 1849 in die Schweiz flüchten. Die Bedrückungen der frz. Besetzung von 1919 - 1930 mit Ausplünderung und wiederum betriebenen Anschluss mit neuerlichen tausendfachen Ausweisungen in Mainz und Rheinhessen wurden unmittelbar erlebt.
Die tradierten Erfahrungen, Berichte, zeitgenössischen Dokumente und Drucke sprechen eine andere Sprache als die übliche Rezeption insbesondere zu 1792/93, aber auch darüber hinaus. Nur sichere, belegte Quellen können verlässliche Auskunft geben. Denen wurde nachgespürt, das Ergebnis ist überzeugend.
Familiär überlieferte Dokumente:
Anrede an die Freunde der Freiheit... von Dorsch, Kommissär der Konstitutionsgesellschaft in Strasburg, 1792 - Über die Verfassung von Mainz von einem Mainzer, 1792 - Etwas über die mainzische Konstitution von Doktor Teutsch 1792 - Zuruf eines Deutschen an den Führer der Franzosen, Mainz 1792 - Bekanntmachung an die Einwohner des Erzbistums, der Städte Worms und Speier v. General Custine v. 18. 11.1792
Bis auf die Custin´sche Bekanntmachung und Dorschs Schrift waren diese Drucke verboten.
Merksätze:
Eines der vielleicht wichtigsten Probleme für den Historiker ist, dass er, welche Geschichte er auch erinnerungstheoretisch rekonstruiert, zugleich aber selbst als Individuum in einem lebensgeschichtlichen Kontext mit seinem Thema steht.
Wer mit brennender Fackel über das Forum läuft wird dabei manchem den Bart sengen (Lichtenberg)
Keine Wahrheit hält sich so beharrlich wie Irrtümer (Lebensweisheit)
Möglicherweise werden nun spezifizierte Quellen angegriffen oder umgedeutet - eher nach bewährter Art totgeschwiegen, um die Öffentlichkeit auszusperren und damit freie Meinungsäußerung sowie Diskurs in bester manipulativer Manier zu unterdrücken, so wie aus der DDR bekannt. Und das jetzt unter der Flagge einer freiheitlich/demokratischen Gesellschaft, die von Auseinandersetzungen mit divergierenden Ansichten lebt! Auf Dauer wird das nicht gelingen, die Fakten sind in der Welt und uneingeschränkt zugänglich.
Es darf auf die Narrenweisheit eines Mainzer Büttenredners vertraut werden:
„Über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst´s ein Schaf und sagt: Das war´s“.
Der Geist der DDR weht durch Mainz. Deren Testamentsvollstrecker waren und sind hier am Werk. Nahtlos wurde die Rezeption der DDR-Diktatur übernommen, abseits der Faktenlage.
Zuverlässige Recherchen und kritische Würdigung haben/hätten bereits vor Bekanntwerden des Scheel´schen Bankrott die Unhaltbarkeit der Beweisführung zu „Republik und demokratischer Vorform“ in notwendiger Klarheit dargestellt.
Forster hat es „zur Ehre der Altäre“ in der DDR und auch hier gebracht. Er sollte retrospektiv als demokratischer Geburtshelfer figurieren. Inwiefern, wann und wo soll das der Fall gewesen sein? Feststellbar ist lediglich, dass er sich mit zynischer Unterdrückung und gewissensloser Umsetzung der Besatzervorgaben gegen die Bevölkerung als willfähriger Handlanger erwiesen hat (s. „XV. Forster“).
Wo bleibt das Gedenken an die überwältigende demokratische Willensbekundung nahezu aller Mainzer und auch der Landbevölkerung bei der „Abstimmung“ vom Februar 1793?
Missgriffe
Die Vergangenheit hat bestätigt, dass nicht – oft genug wechselnde – politische Konstellationen und deren Vorgaben für anpassungsbereite Historiker, sondern allein die korrekte Darstellung der möglichst weitgehend ermittelten Fakten zulässig sind und auf Dauer Bestand haben können (Zitat Dumont a. a. O. S. 2/6).
Aufgabe des Historikers ist weniger die Repetierung geläufiger und höchstens variierender Konstellationen. Vielmehr gilt es, nach umfassenden validen Fakten übliche Sichtweisen zu hinterfragen und aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse die untersuchten Perioden zutreffend in den Geschichtsverlauf einzuordnen. Und das kann lange nach den betreffenden Ereignissen geschehen, wie Clark mit seinen „Schlafwandlern“ zum 1. WK zeigte (DVA 2013)
Missgriffe finden sich immer wieder. Eher amüsant das 2000-Jahr-Jubiläum 1962. Damals feierte sich Mainz als älteste Stadt Deutschlands. Heute ist davon keine Rede mehr. Wie auch seinerzeit bekannt, kamen die Römer auf dem Wasserweg in unsere Gegend (Rhone, Saone, Mosel, Rhein), damit erklärt sich zwanglos Trier als älter. Der zur Feier errichtete Brunnen an der Großen Bleiche gegenüber der Peterskirche ist herabgekommen, vergammelt, seit vielen Jahren ohne Wasser. Ein Schandfleck, Synonym für den Mainzer „Jubiläumsklau“ und sinnbildlich für politische Missgriffe.
Gegenüber verkündet ein Schild den „PdMR“. Unrecht Gut gedeiht aber nicht. Insofern mag das Schicksal des nahen Brunnens Menetekel für den „Platz“ sein.
Die Ergebnisse der aktuellen Faktenrecherche finden sich in den jeweiligen Abschnitten und sind kursorisch zusammengefasst. Alle fassbaren Quellen wurden überprüft und ausgewertet, die wichtigsten sind spezifiziert nachgewiesen..
„Wer gegen den Strich bürstet sieht tiefer“.
Die Beweislast für Zwänge als demokratische Abläufe liegen bei den „PdMR“-Initiatoren. Wie mögen die aufgrund der hier nachgewiesenen, die Lebenswirklichkeit spiegelnden umfänglichen Faktenlage belastbar, überzeugend und beweistheoretisch korrekt ihre Auffassung begründen können - auch zu den schrecklichen Deportationen? Nur belastbare Fakten zählen, keine Behauptungen, Mutmaßungen, Propaganda.
Nach dem eindeutigen Befund ist bereits über den „Beweis des ersten Anscheins“ eine schlüssige Beurteilung möglich. Demokratische Anfänge und Republik gab es nicht, die Besatzungsdiktatur herrschte mit Despotie, Unterdrückung und schierer Gewalt, die Bürger waren geknebelt. Der Aderlass in der Bevölkerung ab 10/92 und durch die Deportationen zeigte den Widerwillen der Bürger eindeutig, die ganz überwiegende Mehrheit hat insbesondere über die boykottierte „Wahl“ das französische System klar abgelehnt.
Die Kreierung eines „Platzes der Mainzer Republik“ und dessen Vereinnahmung zum Tag der Deutschen Einheit sind blanker Zynismus. Die „Mainzer Republik“ hatte das erklärte Ziel, die eroberten Gebiete des Mainzer Kurstaates nach Frankreich einzugliedern: Das Gegenteil des Festzweckes zur Einheit.
Es wäre an der Zeit, sich mit Anerkennung und Ehrerbietung vor den Opfern zu verneigen: Deren Leid und Unterdrückung wird hingenommen - das kann und darf so nicht stehenbleiben!
Im Sinne einer modernen Geschichtsbetrachtung ist bei der Mainzer Bürgerschaft von der Widerstandsbewegung einer tapferen, gequälten Bevölkerung zu reden. Keine Stadt Deutschlands hat damals solche Drangsale erlebt wie Mainz („Germain Metternich – ein deutscher Freiheitskämpfer“ 1953 v. E. Nacken)
Zitate:
„Der Geschichtswissenschaft ist unmerklich der Begriff der Wahrheit abhandengekommen und mit ihm auch derjenige von Tatsache und Quelle“
Prof. W. Paravicini in „Die Wahrheit der Historiker“ v. 2010
„Es hat vermutlich nie eine Zeit gegeben, die Tatsachenwahrheiten, welche den Vorteilen oder den Ambitionen einer der unzähligen Interessengruppen entgegenstehen, mit solchem Eifer und so großer Wirksamkeit bekämpft hat“.
H. Arendt: Wahrheit und Politik. Berlin 2006, S. 20
Spezifizierte Begründung in den folgenden Abschnitten I. – XVII.
(Die jeweiligen Abschnitte sind auch einzeln zu lesen, deshalb gibt es Überschneidungen und damit partielle Wiederholungen)